Spielwiese zum eigenen Kennenlernen
Ein abgesteckter Rahmen, eine Ersatzwelt in der die Vorgaben von der eigenen Beschaffenheit abhängen. Ein lustvoller Ort, an dem man sich ins Rennen schickt, möglicherweise nicht ans Ziel kommt oder mit neuem Ziel am alten vorbeimalt .
Die Kunst als Spielwiese zum eigenen Kennelernen, wo Selbstüberwindung zu neuen Grenzen führt. Lupengleich konzentriert sie Vorlieben, Fähigkeiten und Beschränkungen des Schaffers. Und darüber hinaus wird manchmal aus eins und eins mehr als zwei, die Wirkung übersteigt die Zusammensetzung. Das Geheimnis macht Kunst zu guter Kunst. Ich male und zeichne. Wenngleich ich thematisch und seriell arbeite, interessiert mich ausschließlich das „Wie“, nicht das „Was“. Letzteres ist Stütze auf dem noch weißen Blatt Papier/ der Leinwand, wird aber jederzeit bei sich nächstbietender Gelegenheit für ein besseres Angebot verraten. Das in Serie genutzte Thema ist eine formale Ausgangsverbindlichkeit, die dazu dient, sich nicht ständig weitere protagonistische Voraussetzungen schaffen zu müssen. Eine der wenigen Stützen also, die der Maler innerhalb seiner Bildschaffung als Krücke an seinem Pinselarm zur Seite stehen hat.
Ansonsten ist man auf sich selbst angewiesen. Nein, das soll kein Klagelied werden, ist es doch des Künstlers Brot ( meistens ohne Lohn) sich aufs Unbekannte einzulassen, aus dem „Nichts“ ein „Etwas“ werden zu lassen. Wenig halte ich von meinem mit „Professionalität“ angefüllten Rucksack – allenfalls in Notsituationen zu öffnen, wo sich die Möglichkeiten verschließen. Sicherlich wäre es naiv behaupten zu wollen, Erfahrung spielte keine Rolle, doch Crux und Möglichkeit zugleich, maßt sie sich viel zu oft ein Mitrederecht bei der Bildentwicklung an – und wenn man sie tatsächlich einmal zu brauchen glaubt, es wirklich hart auf hart kommt, hat sie sich meistens schon verpisst.
Großzügig in der Erforschung der Möglichkeiten und akribisch in der kritischen Betrachtung derselbigen, bin ich Aggressor und Filter zugleich – zum hoffentlichen Wohle eines guten Bildes. Denn allein das gute Bild als erreichtes Ziel bestätigt den Weg.
Das Erzählerische in meiner Malerei
Geprägt durch den festen Glauben, nicht das WAS sondern das WIE ist dominantes Leitmotiv meines künstlerischen Tuns, hatte ich doch festzustellen, daß sich aus einzelnen, unzusammenhängenden Figurationen inmitten meiner Bilderwelt, zarte und noch unbeholfene Geschichten zu formulieren suchten. Das war Aufstand, und meine Kapitulation erfolgte bei Fuß.
Die hiermit vorgestellte Serie „Torhüter“ möchte ich exemplarisch mit dem Bild „Torhüter 1“ erläutern. Weit ausgestreckt die Arme, erwartet der im zentralen Bildmittelfeld positionierte Mann gleich mehrere Bälle, die er aufzuhalten sucht. Sein Handeln weist ihn als Torhüter aus, sein Pierrotkostüm jedoch deutet auf seine eigentliche Profession hin. Aber keine Zeit für Späße, die Bälle schießen bombengleich aus der gegnerischen Spielfeldhälfte auf ihn ein – und leider auch an ihm vorbei. Denn dort steht der Maler oder der wohlgeschätzte Bildbetrachter. Somit liegt es im eigensten Interesse, dieser Fehlbesetzung Glück zu wünschen, denn der Gegner hat schon angelandet und die Bugs seiner Segelbötchen zerfurchen den normannischen Bildstrand. Die Aufgabe unseres Beschützers dürfte unlösbar sein, zumal auch noch die Hauskatze von Rechtsaußen auf den Rückzug ins Private zu drängen scheint.
Doch lieber Tor und Wächter, wahrscheinlich stehst du schon sehr lange da, denn unsere Gegner gibt es auch schon ewig.
Welch ein trauriges Menschenbild, geprägt von Angst und Bedrohung hat sich da auf die Leinwand geschlichen. Dabei waren Pierrot und Maler angetreten eine Freude zu bereiten. Daraus ist wohl nichts geworden. So ist dem ja ansich fröhlichen Bilde nach nur ausreichend intensiver EigenBeschau noch ein zünftig larmoyantes Fazit entlockt : daß wohl der Mensch seinen Rucksack, gefüllt mit Abgrund und Unsicherheit, Hoffnung und Einsamkeit, durch die Jahrtausende schleppt – und auch Erfindung und Erkenntnis ihn nicht leichter werden läßt. Die Anlässe mögen sich ändern, die Qualität des Gefühls bleibt.Doch lieber Torwart, sei erinnert : leicht war Leben nie, macht aber trotzdem Spaß !
Kurze Einführung zu den Seestücken
Ende vorigen Jahres entschloß ich mich, meine Ölfarbtuben sorgsam zu verschließen, die bereits gekaufte Leinwand ein reine Leinwand sein zu lassen, um mich kleinformatigem, mit Acryl und Lack zu bemalendem Papier zu widmen. Wandel durch Wechsel also, der in meinem künstlerischen Schaffen kontinuierlich ist (natürlich nicht nur in meinem). Das von mir bis dahin genutzte Bildthema jedoch, unerläßlich für mich als seriell arbeitender Maler, übernahm ich : „das Seestück“.
Ausgehend von dem inneren Konglomerat vielzähliger Schlachtenbilder auf hoher See, den schönen Strand-Meeransichten guter Franzosen, und eingehend auf Erinnerungen an einen Urlaub, ergaben sich folgende bildtaugliche Motive : Schiff mit Segel und/oder Kutter, Welle/Wasser, Meeresgetier (auf den Ölbildern), Leuchtturm, Fahrrad, Wolke/Rauch.
Diese Elemente also sind die Darsteller meiner aktuellen Bilderbühne, mal im Rampenlicht, mal als Statisten. Ein Bildergebnis schafft Lust auf die Erprobung der nächsten Aufführung. Sicherlich muß immer wieder umgesetzt werden, doch sowohl der Malerregisseur als auch die Bilddarsteller wissen sich in den Dienst der erhofften Sache zu stellen, denn klar ist – nur das gute Bild als erreichtes Ziel bestätigt den Weg.
Weitere Worte : Statements – Ein Interview